03.09.2019

Vielleicht ist es okay ich zu sein.
Wenn ich in meiner Welt lebe.
Wenn ich andere Bedürfnisse habe.
Wenn ich andere Hilfe brauche.
Wenn ich anders bin.

Vielleicht ist es okay ich zu sein.
Ohne mich zu verstecken.
Ohne zu imitieren.
Ohne der Norm zu entsprechen.
Ohne „neurotypisch“ zu sein.

Vielleicht ist es okay.
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Gesellschaftliche Kollektion

Unsere Träume nahmen wir immer wahr, als wir noch Kinder war’n. Wir konnten uns die größte Welt vorstellen und die weitesten Wege, ohne die Freiheit dabei zu verfehlen.
Wir sahen das Gute und ließen uns nicht unterkriegen. Wir konnten über all das Schlechte herüber fliegen und die bösesten Monster besiegen.
Das Leben war gelb und orange, vielleicht auch ein wenig blau. Wir wollten uns nicht vorstellen, zu werden einen Mann oder eine Frau.
Die gesellschaftlichen Normen waren uns egal, denn wir waren einfach nur wir. Ohne diese abscheuliche Menschen-Gier.
Wir konnten Land auf den Wolken erkennen, Wasser im Himmel und Welten in den Sternen. Wir konnten das aller beste Gefühl der wahren Freiheit erlernen.
Wir hielten uns nicht an der Zukunft auf, sondern lebten der Präsens entgegen. Niemals wollten wir unser wertvolles Leben verleben, ohne gelebt zu haben zwischen den ganzen Irr(e)wegen.
Stolz waren wir auf unser freies Denken, auf unsere Vorstellungskraft und auf das Verstehen dieser Welt. Vielleicht verstanden wir insgeheim mehr, als die Erwachsenen mit ihrem allerliebsten Geld.

Und dann wird man erwachsen und erkennt die Grausamkeit. Von all dem was man erleben musste, alles aus dem zugefügten Leid.
Und man verliert den Glauben, man klammert sich an die Logik die einem immer schon begleitet hat, um nicht abzuschmieren. Weil man eigentlich nie verstanden hat, wie die Menschen funktionieren.
Die Welt zu verstehen, zu erschaffen und auf ihr zu gehen. Das ist etwas anderen als der Gesellschaft nahe zu stehen.
Denn man musste gesellschaftstauglich werden, sonst wurde man vernichtet. Während der Jahre wurde das Gehirn propagandistisch umgedichtet.
Nun funktioniert es nicht mehr nach den natürlichen Gesetzen, sondern nach all dem, was andere verletzten.
So wird man alt und sitzt gefangen in der Stagnation.
Ab jetzt ist man eine neue Puppe der gesellschaftlichen Kollektion.

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Einfach nein.

Ich sehe in dein Gesicht und erkenne nichts.
Da sollte etwas sein, das weiß ich eigentlich.
Aber wie soll ich, wenn da nichts ist, verstehen?
Wie um alles in der Welt kann ich weiter so leben?

Es ist als würde sich Alles nur noch denken:
Küken, du wirst noch an dir selber sterben.
So wie du diese Welt ganz eindeutig nicht verstehst.
Und hinter deiner Glaswand leise vergehst.

Ich würde gerne jedem ein Mal ins Gesicht schlagen.
Verdeutlichen, dass ich einfach nicht mehr kämpfen kann.
Bitte hilf mir doch, ich will so sein wie ihr!
Bitte hilf mir doch, dass ich mich nicht verlier‘!

Ich wünschte ihr könntet mich verstehen.
Wie ich Menschen lerne zu versethen, durch Bücher zu lesen.
Serien mir helfen in Gedanken zu schauen.
Ohne irgendwie meine erstellte Person abzubauen.

Dann könntet ihr verstehen, wie sehr ich alles hasse.
Die Reizüberflutungen, die selbsterbaute Maske.
Der starre Gang, der fehlende Blickkontakt, die Veränderungsangst.
Aber insgeheim da weiß ich doch: Wer bin ich, dass ich das verlang‘?

Aber jetzt wird mir immer mehr bewusst.
Es gibt kein Zurück mehr, kein Fliehen ohne Verlust.
Ich bin so müde, so müde von mir und mein Gehirn.
Möchte jemand tauschen? Ich bin schon längst nicht mehr hier drin.

Manchmal möchte ich einfach aufhören zu versuchen.
Meine Bemühungen scheinen mich nur noch mehr zu verfluchen.
Vielleicht ist es mir das alles einfach nicht mehr wert.
Dass diese merkürdige Welt mich hinterm Glas einsperrt.

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(Fake) Realität

Vielleicht ist das hier alles ein Traum,
aus dem ich irgendwann erwachen muss.
Und die Angst lämt mich und macht mich stumm,
während ich darauf warte, zurück zu komm’n.

Denn wenn das alles hier nur ein Traum ist,
woher soll ich wissen, ob es genug für mich ist?
Weil ich vielleicht in der Realität nicht überlebe
und schon längst meine Lebensenergie hergebe.

So schmerzhaft dieser (Alb)Traum auch sein mag,
gerne bleibe ich länger liegen.
Mit offenen Augen und schlagendem Herz,
ist an dieser Fake Realität nichts verkehrt.

Woran wir auch glauben müssen oder wollen,
wir dürfen das nur zu gerne tun.
Letztendlich müssen nur wir selber rennen,
und unser kurzes Leben mit Fantasie benennen.
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Fliegen, rennen, stehen bleiben

Und wenn ich fliege, fliege ich weit weg
hinüber in die fantasievolle Welt mit gläsernen Himmel
und Sterne so bunt wie der Regenbogen.
Und wenn ich renne, renne ich weit weg
heraus aus den Wäldern und über das grüne Land
und niemand wird mich fragen „wo ist denn dein Verstand?“.
Und wenn ich stehen bleibe, bleibe ich weit weg
im Land der Träume und der Paralleluniversen
und der Buchstaben die nur sprechen in reimenden Versen.
Und wenn ich schlafe, schlafe ich weit weg
fliege und renne und bleibe in der anderen Welt
und lebe tausend Leben und schaue herüber zum „echten“ Leben,
wo Menschen nur nach ihrer Macht streben,
ohne letztendlich wirklich zu leben
und so unglücklich untergehen

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